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Bezirk Braunau: Vor dem Verzehr von Wildschweinfleisch wird gewarnt

In Oberösterreich werden die Wildschweine auf Belastung mit Chemikalien getestet.

Wildschweinfleisch kann belastet sein

Um eine mögliche Belastung von Wildschweinfleisch durch schädliche Chemikalien abzuklären führt der er Veterinärdienst des Landes Oberösterreich aktuell eine Untersuchung bei Wildschweinen im Bezirk Braunau durch. Im benachbarten bayrischen Bezirk Altötting war eine Kontamination der Wildschweine mit PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) seit Längerem bekannt. Nun wurde dort die ausdrückliche Empfehlung ausgegeben, Schwarzwild nicht als Lebensmittel in Verkehr zu bringen.

Was ist PFAS

PFAS wurde lange Zeit in der Chemie- und Kunststoffindustrie eingesetzt. Die Substanzen wurden bei der Herstellung einer Vielzahl von Produkten wie Textilien, Haushaltswaren, für Mittel zur Brandbekämpfung, in der Autoindustrie, bei der Lebensmittelverarbeitung, im Bauwesen, oder bei der Produktion von Elektronik verwendet. In Beschichtungen von Textilien wie Outdoor-Kleidung, als Imprägnierung, in Backpapier, in Skiwachsen, Pestiziden, Arzneimitteln oder Feuerlöschschäumen kommt PFAS vor. Viele dieser PFAS sind toxisch. Alle PFAS sind, wenn sie einmal in die Umwelt gelangt sind, kaum mehr zu entfernen. Der Mensch nimmt PFAS in erster Linie über Lebensmittel auf. Gesundheitliche Auswirkungen, die verursacht werden könnten, sind eine verminderte Immunantwort auf Impfungen, erhöhte Cholesterinwerte, Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind sowie Krebs bei Erwachsenen. Die Verwendung (leider nur) einiger dieser Substanzen wurde aufgrund der problematischen Umwelteigenschaften in den letzten Jahren bereits verboten.

Ist Reh- und Hasenfleisch tatsächlich unbedenklich?

Das Fleisch anderer Wildarten wie etwa das von Hasen oder Rehen scheint nicht belastet ist. Das liegt wohl an den im Vergleich zu Wildschweinen unterschiedlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Wildschweine wühlen ihre Nahrung meist mit dem Rüssel aus dem Erdreich und ernähren sich zu einem beträchtlichen Anteil von Wurzeln, Maden und Würmern. Rehe und Hasen bevorzugen leicht verdauliche Nahrung wie junge Gräser, Knospen, Kräuter und im Winter die grünen Blätter von Brom- und Himbeeren.

PFAS in Luft & Nahrung – was tun?

Die Ergebnisse des Wildschwein-Fleischscreenings in Oberösterreich bleibt es nun abzuwarten. Aber leider sind nicht nur die Wildschweine mit PFAS-Substanzen belastet. Diese Stoffe sind häufig auch in Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten oder Trinkwasser nachweisbar. Es empfiehlt sich diese Lebensmittel nur in Maßen und nicht öfter als zweimal wöchentlich zu essen. Innereien sollten gar nicht oder nur selten auf dem Speiseplan stehen. Unbedingt sollte auch auf in beschichteten Kartons aufbewahrte Lebensmittel verzichtet werden.
Sogar die Atemluft kann die toxischen Stoffe enthalten. So führt die Verwendung von Haushaltschemikalien wie Imprägniersprays zu hohen Innenraumbelastungen. Auch Verbindungen wie beispielsweise Fluortelomeralkohole, die unter anderem für Teppichbeschichtungen eingesetzt werden, können in die Raumluft gelangen. Also wenn möglich derartige Produkte im Freien oder gar nicht verwenden!
Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erstellte bereits 2018 eine Risikobewertung und kam zu dem Schluss, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Europa über die Lebensmittelkette Konzentrationen an PFOS und PFOA ausgesetzt ist die bis zu 25-fach über der wöchentlichen tolerierbaren Aufnahmedosis liegen. Auch in österreichischen Studien konnte eine Belastung mit diesen Stoffen bestätigt werden. Gesundheitliche Schäden hängen natürlich, wie so oft, mit der aufgenommenen Dosis und der Länge des Zeitraums der Belastung zusammen. Für die Zukunft gilt es jedenfalls, der Belastungsproblematik mit dieser toxischen Chemikaliengruppe wesentlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Einen Beitrag des österreichischen Umweltbundesamtes zu PFAS finden Sie unter diesem link:

https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/stoffradar/pfas

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